Generalabo vs. Auto: Die Kostenrechnung

img_20120825_124910Einige kennen die Funktion der SBB Webseite vielleicht: Man sucht sich seine Verbindung raus und dann steht da nebst einer Karten- und einer Vorlesefunktion an erster Stelle der Umweltrechner. Der zeigt aufgrund von Durchschnittswerten wie viel Benzin man mit der Zugreise gegenüber dem Auto spart und wie viel weniger CO2 dabei verursacht wird.

Beim Benzin rechnet die SBB mit der Primärenergie, umgerechnet in Liter Benzin pro Person und Fahrt – der handelsübliche Personenzug läuft ja mit Strom wie wir alle wissen. Grün und interessiert wie ich bin, habe ich das mal auf ein Jahr hochgerechnet und war über das Ergebnis gar nicht mal so erstaunt. Lasst uns doch mal die Kosten eines Autos mit denen eines Generalabonnements vergleichen.

Die Kernaussage des SBB Umweltrechners

„Mit Ihrer geplanten Reise verursachen Sie 29 mal weniger CO2 und Sie verbrauchen umgerechnet 7,5 Liter weniger Benzin gegenüber einer Fahrt mit dem Auto.“

Das Jahr 2012 hat für mich als Arbeitnehmer im Kanton Zürich 230 Arbeitstage. Die Zahl ist nicht genau verifiziert, aber die mir bekannten Feiertage und Ferien sind inbegriffen. Bei einer Fahrt mit dem Zug produziere „ich“ 0.64kg CO2 und verbrauche 1.8 Liter Benzin (Wie gesagt, umgerechnet, ne?) während ich mit dem Auto 18.6kg CO2 in die Erdumlaufbahn schiesse und 9.3 Liter Benzin verbrenne. Auf die genannten 230 Arbeitstage gerechnet (Jeder Weg natürlich zweimal) ergibt das eine Einsparung von:

  • Benzin: 7.5 Liter * 2 Fahrten * 230 Tage = ~3’450 Liter Benzin
  • Kosten: 3’450 Liter * 1.84 CHF (Coop Tankstelle Gerlafingen, heute) = ~6’348 CHF
  • CO2: 17.96kg * 2 Fahren * 230 Tage = ~8,261 Tonnen CO2

Ein Jahr 1. Klasse fahren kostet im Moment 5’350 CHF, für mich nur 4’000 CHF weil ich noch unter 26 bin. Menschen die mich gerne als „Bonz“ bezeichnen weil ich erster Klasse fahre haben nun womöglich schon genug gelesen. Ich weiss, alles nur Durchschnittswerte, aber wir können die Sache ja noch weiter treiben.

Kosten eines Autos

Ich fahre aus Prinzip kein Auto, weil ich es in meiner aktuellen Lebenssituation recht selten brauchen würde. Die Momente in denen ich dieses Jahr dachte „jetzt hätte ich gerne ein Auto“ kann ich an einer Hand abzählen. Für mich kommen vorerst – sobald ich dann endlich mal meinen Führerausweis gemacht habe – eher Angebote wie Mobility in Frage. Da kann ich je nach Situation die Grösse und Form des Gefährts selbst bestimmen. Doch was kostet ein Auto im Jahr, mal abgesehen von den Treibstoffkosten? Keine Ahnung, aber ich glaube recht viel ;-). Stefan Luginbühl hat das bei autoscout24.ch recht schön zusammengefasst. Er kommt auf durchschnittlich 500 CHF pro Monat, worin der Kraftstoff soweit ich das verstanden habe nicht inbegriffen ist. Für mich würde das inkl. den oben grob geschätzten Benzinkosten ca. 12’000 CHF pro Jahr machen (Abgerundet, nett wie ich bin). Zum Vergleich: Ein Jahresabo bei Mobility kostet einen GA-Besitzer nur 190 CHF und die paar Gelegenheiten bei denen ich ein Auto wirklich gut gebrauchen könnte würden mich keine 200 CHF kosten. Mir ist bewusst: Wenn mal ein neuer Job da ist und/oder ein, zwei, drei (hihi) Kinder könnte sich die Situation ändern.

Ein Faktor von unschätzbarem Wert

FV_Dosto_mit_Hintergrund_rechts.jpgDa ich für meinen Arbeitsweg also trotz Fahrt in der ersten Klasse knapp 8’000 CHF weniger ausgebe als ein Autofahrer könnte ich jetzt „Veröffentlichen“ drücken und eure Kommentare abwarten… but wait, there’s more! Erschwerend kommt nun hinzu, dass sich die Strecke Gerlafingen – Solothurn – Zürich bestens zum arbeiten eignet, insbesondere in der ersten Klasse wo in den meisten Wagen Tische und deutlich mehr Platz vorhanden sind. Man hat ausreichend Bein- und Armfreiheit, während in der Holzklasse alles ein bisschen enger und lauter ist. Und was mir bis heute die wenigsten glauben: Im Zug bewusst offline zu arbeiten ist sehr produktiv. Keine Mails, keine Skype Nachrichten, keine Salesforce Cases, keine Ablenkung – Etwas was man im Büro nur noch selten zu spüren bekommt.

Die 10 minütige Fahrt nach Solothurn eignet sich bestens um die E-Mails zu checken und bei Salesforce die Headlines abzurufen. Danach folgen 55 Minuten fahrt im ICN. Je nach Möglichkeit kann ich also zusammengerechnet ca. 45 – 60 Minuten pro weg (1.5 – 2h pro Tag) zum arbeiten nutzen, das sind bis zu 20% der Soll-Arbeitszeit, die ich auf dem Weg ins Büro erledigen kann. Zum Glück bin ich bei einem weltoffenen Unternehmen angestellt, wo eine so moderne Arbeitskultur umgesetzt werden kann. Käme ich mit dem Auto, müsste ich die gesamte Arbeitszeit im Büro verbringen: 2h weniger Freizeit pro Tag. Aufs Jahr gerechnet sind das ~460h „Extrafreizeit“. Und da kann nun jeder selbst entscheiden wie viel das Wert ist.

2 Gedanken zu “Generalabo vs. Auto: Die Kostenrechnung

  1. Guten Tag, Ich finde das ein spanneder Vergleich. Ich würde mich jedoch interssieren wie die öV den CO2 verbrauch genau berechnet das müsste ein Duchschnittswert sein. Welche emissionen sind da genau berechnet worden und weit ist der Lebenszyklus der Infrastruktur der SBB dabei einberechnet.
    Haben Sie irgendwelche verbindliche Quellenangaben?
    Würde ich sehr interessieren ich mach mir überlegungen zu Umweltfreudlichen Energieformen und den richtigen Einsatz unserer Ressorucen und unserer Energie.
    MfG Stefan Ruchti

  2. Hallo Herr Ruchti

    Das ganze hier ist im weitesten Sinne ja nur eine „Milchbüchli-Rechnung“, wo vor allem die Faktoren der Kosten + Zeit relevant sind. Ich vermute, dass der CO2 Wert anhand des Stromverbrauchs der Züge berechnet wird (ich befürchte, dass das kein wissenschaftlich berechneter Wert ist, sondern auch von der SBB eine Art Mischrechnung gemacht wurde). Ob der Wert so stimmt, wenn der Strom aus sogenannt „CO2 neutralen“ AKW kommt ist sehr fraglich. Daher sollte man darauf wohl eigentlich keine Berechnungen beruhen lassen. Quellen habe ich keine, aber ich kenne die SBB als recht offenes Unternehmen – Wenn Sie da mal anfragen, werden Ihnen die gewünschten Informationen vielleicht weitergegeben.

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